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FAMULIEREN IN SINGAPUR


Ziel Südostasien. Warum Singapur? Warum nicht Thailand, Malaysia oder Indonesien – oder gar Vietnam oder Brunei Darussalam?

Singapur, Stadtstaat mit einer multi-ethnischen Population von rund 2 Millionen Menschen, seit 10/96 in der UNO-Klassifikation Land der 1. Welt. 80 % chinesischer Abstammung (Kantonesisch vorherrschend), ~ 8 % Inder, 6 % Eurasier. Konfuzianer, Buddhisten, Hindus, Christen und Islamisten – deren Gotteshäuser z.T. in ein und derselben Strassenzeile. Erster ernstzunehmender Tigerstaat mit Südkorea – Motor der wirtschaftlichen Entwicklung der Region um die malaische Halbinsel bis zur Rezession Mitte 1997. In der Zwischenzeit wieder sanfter Aufschwung. Wichtigstes Banken- und Firmenzentrum der Region, South-East Asia Headquaters der Weltunternehmen – Stellung vor Kuala Lumpur. Beeindruckende Architektur. Sicherer „Polizeistaat“ – rigide Strafen u.a. für Nichtbenutzung eines Fussgängerüberwegs/Strassenunterführung. Z.T. öffentliche Hängungen von Drogendealern. Eine der niedrigsten Kriminalitätsraten grosser Städte weltweit. Gilt als eine der saubersten Städte weltweit. Import von Kaugummi untersagt. Klimatisierte Metro-Bahnhöfe mit Vollverglasung der Bahnsteige. Einer der grössten Güterumschlaghafen der Welt. Einziges Land in ganz Asien mit Wasser in europäischer Trinkwasserqualität (!) – nur auf dieser „Insel“ bedenkenlos Salate, Eiswürfel oder Cremetorten geniessbar. ... also warum nicht?

Zur Klinik: Singapore General Hospital, als Uni-Klinik größtes Krankenhaus im Staate, Gesamtbettenzahl von 1600. Haus der Maximalversorgung, durchweg mit mitteleuropäischem Standard – die Orthopädie hat dort zwei Stationen mit insgesamt 150 Betten.

Tagesablauf der Famulatur:

Während meiner vierwöchigen Famulatur folgte ich einem für mich ausgearbeiteten Programm: In den ersten zwei Wochen betreute mich ein Spezialist für Wirbelsäulen- und Hüfterkrankungen, in den folgenden zwei Wochen war ich einem Spezialisten für Knie- und Kinderorthopädie zugeteilt. Beide Spezialisten waren Chefärzte (Senior Consultant), denen Studentenbetreuung nicht lästig, sondern durchaus angenehm war. Man befindet sich im Vergleich zu Deutschland in einer ganz anderen „Betreuungskategorie“, da in Deutschland ja in aller erser Linie Stationsärzte , AiPs und PJler als Ansprechpartner anzusehen sind.

Je nach Programm der Betreuer richtet sich auch der individuelle Tagesablauf. Generell um 0700 ist Morgenbesprechung, danach ‚Clinics‘ (Ambulanz), OP-Programm, größere (Chef-) -Visiten oder Kleingruppen-Vorlesungen mit Studenten. Blutabnahmen fallen für Ärzte oder Studenten nicht an, dies fällt in den Tätigkeitsbereich des Pflegepersonals. Der Arbeitstag endete je nach Arbeitslage zwischen 1500 und 1800 – nachmittags müssen auch in Singapur Briefe diktiert und Aktenarbeit gemacht werden, als Student bleibt nach Ambulanz- bzw. OP-Ende nicht viel zu tun.

Alles in allem hatte ich in der Othopädie durchaus den Eindruck, dass sich die Abteilung um die ausländischen Studenten bemüht (den größten Anteil ausländischer Studenten bilden die Deutschen, es gibt auch Engländer – Australier/Neuseeländer sind mir keine begegnet). Es ist immer schwierig, die Qualität einer Auslandsfamulatur in einem bestimten Fach mit zu Hause zu vergleichen z.B. hinsichtlich Lernerfolg. Da man ja nicht nochmal im gleichen Fach zu Hause famuliert. Vom medizinischen Standpunkt aus hatten wir sicherlich ein paar wirklich exotische Krankheiten, die einen daran erinnerten, wo man sich gerade aufhält. Diese Fälle machen aber nicht einmal 10% des Tagesgeschäfts summa summarum aus – eine Relation, die mir gute Bekannte nach einer 8-wöchigen Famulatur in einem christlichen Krankenhaus in Bangkok im übrigen ganz genauso beschrieben haben (Thailand liegt, grob gesprochen, in der medizinischen Versorgung weit hinter Singapur zurück, bei höherer HIV-Durchseuchung in der Hauptstadt).

Was wahrscheinlich viel elementarer ist während einer Famulatur in Südost-Asien, ist die Erfahrung, chinesisch-sprechende Patienten richtig diagnostizieren zu können, obwohl man kaum/nicht Chinesisch kann – allein aufgrund der Mimik und Gestikulation der Patienten und des Gefühl, dass man nach einer Weile entwickelt. Und ca. 70% der Patienten in der Ambulanz können kein Englisch. Letztlich spielt es dann auch keine Rolle, ob nicht Chinesisch, sondern Malaiisch gesprochen wird. Die Kollegen, die in Bangok famulierten, konnten kein Thai – Englisch funktioniere in der Ärzteschaft, nach einer Weile erlerne man Baisfragen für die Anamnese. Zudem ist der Einblick in ein anderes System, v.a. in einem Stadtstaat wie Singapur, sehr lehrreich – viel Interesse besteht daran, mehr über das deutsche System zu erfahren.

Was an Praktischem kann man selbst tun? Hier gilt grundsätzlich: Je engagierter man sich zeigt und fragt, desto mehr wird man machen dürfen. In Clinics muss man nicht untersuchen, aber man kann ja schon mal voruntersuchen und Rö´-/CT-Aufnahmen beurteilen, um zu einer Verdachtsdiagnose zu kommen. Im OP darf man wie zu Hause auch assistieren, speziell in den OP-Plan als Assistent wird man nicht eingeteilt. Wer dazu Lust hat, kann auch gern Nachtbereitschaft mitmachen oder Samstags kommen – verlangt wird dies aber nicht.


Sprachlich ist Englisch Standard, bis auf ältere Patienten können eigentlich alle Bewohner Englisch.

Ein Hinweis zur Unterkunft: Wir bekamen zwei nebeneinanderliegende Zimmer mit gemeinsamer Nasszelle im „Housemen´s Quaters“ direkt neben der Klinik für 450 S$/Monat organisiert (ohne Klimaanlage [mit Ventilator] und Kühlschrank). Das war sehr angenehm, da man in 2 Minuten in der Morgenbesprechung im 7.Stock war – morgens vor 7 Uhr durchaus ein Argument. Jedoch müsste mindestens 6 Monate vor Famulaturbeginn die Bewerbung auf dem Tisch liegen, um dort noch reinzukommen (ohne Gewähr!).


Grundsätzlich ist Singapur nach meiner Ansicht der beste Einstieg in (Südost-)Asien: Es verbinden sich asiatisches Krankheitsspektrum mit den Vorteilen einer sicheren und sauberen Umgebung im Stadtstaat. Zudem muss in Singapur keine Langeweile aufkommen, selbst wenn man die teueren Touristenattraktionen umgeht und erst abends aus der Klinik kommt. Darüberhinaus befindet man sich in der mit Hong Kong gegenwärtig wichtigsten Wirtschaftsmetropole Asiens und umgeht das HIV-Risiko, das in Bangkok oder den Metropolen Indiens durchaus mitschwingt. Wer dann in das „authentische“ Asien, was immer man als solches definiert, weiterreisen will, für den bietet sich mit Singapur der ideale Ausgangspunkt – mit allen See-, Schienen- oder Flugverbindungen von einem der besten Flughafen der Welt (mehrfach als solcher prämiert).


Viel Spaß!


In Anschluss noch in tabellarischer Form praktische Hinweise:


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